Vereinsgeschichte
Eine Vereinschronik bis zu den Ursprüngen des Vereins zu erstellen ist nicht leicht, denn aus den ersten vierzig Jahren des Bestehens sind nur wenig Unterlagen vorhanden. Wir hoffen aber, daß es trotzdem gelungen ist, die Vereinsgründung nachzuweisen und eine einigermaßen vollständige Chronik aufzustellen.
Aus der Geschichte des “Dülmener Schützenwesens” vom Archivar August Hölscher aus dem Jahre 1930 entnehmen wir, daß der Festungsraum Dülmen mit seinen fünf Toren (Münster-, Lüdinghauser-, Burg-, Neu- oder Merfelder-, und Coesfelder-Tor) und seinen fünf Straßengemeinschaften (Münstersträßer, Lüdinghauser- Sträßer, Burgsträßer, Neusträßer und Coesfelder-Sträßer) wirtschaftlich und wehrgemeinschaftlich seit altersher fünfteilig gewesen ist.
Während der Bürger- Schützenverein von 1551 die Tradition der alten Dülmener “Schützengesellschaft “, die 1967 zum ” Allgemeinen Bürgerschützenverein ” umgestaltet wurde, weitergeführt hat, und von 1826 bis kurz vor dem ersten Weltkrieg ein weiterer Schützenverein der ” Rieke- Lüde- Schützenverein ” bestanden hat, ist der ” Münstersträßer Schützenverein ” um 1889/1890 gegründet worden. In den Kriegswirren des Jahres 1945 sind wohl alle Unterlagen verlorengegangen oder vernichtet worden. Daß aber der ” Münstersträßer Schützenverein ” schon um 1890 gegründet und bestanden hat, wird bewiese einem Beschluß des Vorstandes und der Ausschußmitglieder in der Sitzung des Bürger- Schützenvereins Dülmen vom 30.12 1890, niedergeschrieben im Protokollbuch des Bürger- Schützenvereins, der wie folgt lautet:
” Es wurde ferner beschlossen, das von dem Vorstande des im Jahre 1889 gefeierten Viersträßer Schützenfest und des von dem Vorstande des im Jahre 1889/1890 gefeierten Schützenfestes der Münsterstraße dem Allgemeinen Bürgerschützenfeste überwiesene Geld zu heben. “
Danach haben die vier andere Straßengemeinschaften ein Viersträßer Schützenfest und die Münstersträßer Straßengemeinschaft ihr eigenes Fest gefeiert.
Weitere Hinweise über die Gründung und das Vereinsleben konnten wir den Anzeigen und Berichten des ” Dülmener Anzeiger ” entnehmen.
Dülmener Anzeiger vom 3. Mai 1890: Generalversammlung
Die Münstersträßer Bürgergesellschaft wird behufs Neuwahl eines Vorstandsmitglieds und zur näheren Beratung des diesjährigen Festes am 10. dieses Monats, abends 8 1/2Uhr im Lokal der Witwe Johann Lohmann hierselbst eingeladen.
Der Vorstand
Am Sonntag, dem 4. Mai, nachmittags 4 Uhr, Sternschießen bei Sewald.
Dülmener Anzeiger vom 7. Mai 1890
Münstersträßer Schützenfest
Generalversammlung am 10. ds. Mts., abends 8 1/2 Uhr, bei Witwer Johann Lohmann
Tagesordnung:
Wahl eines neuen Vorstandsmitgliedes. Beratung über die Feier , Sonntag den 11. Mai, 3 1/2 Uhr. Gesellige Zusammenkunft bei Sewald behufs Einweihung des Festzeltes, wozu der Schützengesellschaft 100 Liter Bier geschenkt sind.
Der Vorstand
Dülmener Anzeiger vom 7. Juni 1890
Münstersträßer Schützenfest am 15. Juni
Programm:
5 Uhr Reveille und Kanonendonner. Von 11 bis 12 1/2 Uhr Vormittagskonzert bei Herrn Chr. Gröne. Pünktlich 1 1/4 Uhr Antreten der Schützen auf dem Marktplatze. 1 1/2 Uhr Abmarsch zum Schützenhof bei Sewald und gleich nach Ankunft daselbst Preisschießen und Conzert. Während des Schießens Neuwahl des Vorstandes. Gegen 7 Uhr Abmarsch zur Stadt. 8 1/2 Polonäse durch die Feststraßen und Ball bei Herrn Chr. Gröne.die Bewohner der anderen Strßen und Fremde werden zu den Festlichkeiten freundlich eingeladen und zahlen: Zum Concert bei Gröne 30 Pfg. Zum Concert bei Sewald 50 Pfg. Zum Ball bei Gröne 1 Mk. Für beide Concerte und Ball 1,20 Mk. Damen frei. Die Musik wird ausgeführt von der Kapelle des Infanterieregiments. Bewohner der Münsterstraße, welche die Liste, die beim Wirt Lohmann offenliegt, bis Sonntag nicht unterschrieben haben, haben keinen Zutritt zu den aufgeführten Festlichkeiten.
Der Vorstand
Dülmener Anzeiger vom 14. Juli 1894
Münstersträßer Schützenfest
Die Mitglieder werden zu einer Versammlung für Donnerstag, den 19. ds. Mts.,abends 1/2 9 Uhr , in den Lokalstätten der Frau Lohmann eingeladen, woselbst auch die Liste zur Beteiligung zum Einzeichnen offenliegt.Tagesordnung: Beratung und Mitteilungen. Um recht zahlreiche Beteiligung ersucht der Vortstand. n. Die Mitglieder werden zu einer Versammlung
Dülmener Anzeiger vom 21.Juli 1894
Münstersträßer Schützenfest
Programm des am Sonntag, dem 29. Juli zu feiernden Schützenfestes:Sonntag, von 11 bis 1/2 1 Uhr, Concert im Festlokal der Frau witwer Limberg.Punkt 1/2 1 Uhr Antreten der Mitglieder am Festlokal, ohne Gewehr. Von da Abmarsch nach Osthoff, dort Preisschießen,Concert und Kinderbelustigung. Gegen Abend Abmarsch zur Stadt. Abends gegen 1/2 9 Uhr Polonäse über die Münsterstraße und gleich darauf Beginn des Festballes. Musik: Stadtkapelle Ahlen.Bewohner anderer Straßen, wie auch Fremde, können an den Festlichkeiten teilnehmen, mit Ausnahme des Preisschießens und werden hierzu freundlichst eingeladen.Kinder ohne Begleitung Erwachsener sind unzulässig. Damen in Begleitung von Herren frei. An Eintritt wird erhoben: Zum Frühconcert 20 Pfg. , Nachmittagskoncert 30 Pfg. ,Zum Ball 1 Mk. , Für die ganze Festlichkeit 1,25 Mk.
Der Vorstand
Dülmener Anzeiger vom 31.Juli 1894
Das Münsterische Volksfest hat unter großer Beteiligung am Sonntag einen sehr schönen Verlauf genommen. Dem Morgenconcert folgte am Nachmittag ein Preisschießen und Concert nebst Kinderbelustigung in den Osterhoff’schen Anlagen, wo sich recht bald ein fröhliches Leben und Treiben entwickelte. Ein Festball im Limberg’schen Saale und Zelte mit Polonäse über die Münsterstraße und dem Markt beschloß das schöne Fest.
Auch in den folgenden Jahren wurden Münstersträßer Volks- oder Schützenfeste gefeiert und durchgeführt. Zumindest bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 .
Wie bereits im Jahre 1929 in einem benachbarten Stadteil , so erwägten auch einige Anwohner der Münsterstraße im Frühjahr 1930 den alten Münstersträßer Schützenverein wieder ins Leben zu rufen. Der Wortlaut der ersten Einladung in unserer Heimatzeitung war folgender:
Die Eingesessenen der Münster- und Billerbecker Straße wollen auf vielseitigen Wunsch hin am Ostersonntag den 21.April 1930 Nachmittags um 17 Uhr im Lokal Steven eine Versammlung zwecks Gründung eines Schützenvereins abhalten. Um zahlreichen Besuch bitten
Die Einberufer.
Von dieser Gründungsversammlung im Lokale des Franz Steven ist folgender Bericht aufgezeichnet:
Zu der am Ostermontag bei Franz Steven einberufenen Versammlung zwecks Wiederbegründung des Schützenvereins hatten sich Anwohner der Münster- und der benachbarten Straßen eingefunden, sodaß der Saal bis auf den letzten Platz besetzt war. Josef Geilmann, sen., -als einer der Einberufer-legte Zweck und Ziele des zu gründenen Vereins dar.Nach einer allgemeinen Aussprache, woran sich besonders ältere Bürger beteiligten, die die früheren Münstersträßer Schützenfeste mitgemacht hatten, war man der Ansicht, diesen Verwieder trotz der damaligen schweren Zeit wieder ins Leben zu rufen. Es wurde ein vorläufiger Vorstand und einige Vertrauensleute gewählt.
Durch eine intensive Werbung von Haus zu Haus trugen sich in kurzer Zeit 300 Anwohner der Münsterstraße und benachbarter Straßen in die Listen der Vertrauensmänner ein.
In der ersten Generalversammlung, die einige Wochen nach der Gründungsversammlung in dem Saale des Bürgerhauses einberufen wurde, wurde der Vorstand und die Offiziere des neugegründeten Vereins bekanntgegeben. Der 1. Vorsitzende war damals Bernhard Pelster. Dem Offizierskorps stand Franz Steven als Oberst vor. Die Manschaftsstärke betrug 195 Personen. Ferner einigte man sich auf die Bezeichnung “PLUGGENDORFER SCHÜTZENVEREIN” und nicht wie früher “Münsterstäßer Schützenverein”, da anliegende und benachbarte Straßen mit den Mitgliedern in den Pluggendorfer Bezirk einbezogen wurden. Der Jahresbeitrag wurde auf 2 Reichsmark festgelegt.
Das erste Schützenfest wurde am 9. und 10. August 1930 gefeiert. Das Festzelt stand auf einer Wiese am Alten Münsterweg. Ausrichter des Festes war der Braumeister und Wirt Peter Drexler. Erster König des wiedergegründeten Vereins war Franz Espendiller. Mit ihm regierte als erste Königin Toni Steven.
Auf Grund der großen wirtschaftlichen Notlage unseres Vaterlandes, hervorgerufen durch eine große Anzahl von Arbeitslosen, nahm der Vorstand von de Abhaltung eines Schützenfestes in den folgenden drei Jahren Abstand. Man begügte sich mit Generalversammlungen am Ostermontag mit anschließendem Tanz und Ubterhaltung. Gesellige Abende im Saale des Kolpinghauses, des Bürgerhauses, sowie in der Gaststätte Sternemann erfreuten sich großer Beliebtheit.
Im Jahre 1934 nahm der Schützenverein Pluggendorf am Umzug des “Allgemeinen Schützenfestes” teil.
Im Jahre 1935 wurde an Stelle eines Schützenfestes ein Sommerfest gefeiert.
Im Jahre 1936 fand auf vielfachem Wunsch wieder ein eigenes Schützenfest statt. Das Königsschießen fand beim Gastwirt W. Sewald statt, der Königsball im Saale des Kolpinghauses.
1937 verzichtete man auf ein Schützenfest
Bis 1938 wurden somit seit der Wiedergründung nur drei Schützenfeste abgehalten. Dieses Schützenfest sollte für lange Jahre das letzte gewesen sein. Die Verhandlungen zur Zusammenlegung sämtlicher Schützenvereine der Stadt Dülmen nahmen immer stärkere Formen an.
Im Jahre 1939 erfolgte nun tatsächlich die Zusammenlegung aller Schützenvereine zu einem “Allgemeinem Schützenverein ” unter dem Vorsitz des damaligen Bürgermeisters Heinrich Helms.
Der zwangsweise Zusammenschluß der Schützenvereine hat aber zu keinem großen Schützen- oder Volksfest mehr geführt. Der 2. Weltkrieg mit seinem Beginn am 1.September 1939 setzte hier ein ein gewaltsames Ende.
Nach 10 jähriger Ruhepause infolge des Krieges und der nachfolgenden schlechten wirtschaftlichen Lage innerhalb unseres Vaterlandes, waren es wieder die selben Einberufer wie im Jahre 1930 die im Juni 1949 im Lokal “Alte Badeanstalt” eine Versammlung einberiefen, um das alte Vereinsleben in unserem Schützenverein wieder zu erwecken..
51 Mitglieder trugen sich in Listen ein. Hiermit war der erste Schritt zur Wiederbelebung unseres Schützenvereins getan. Am 25.9.1949 wurde ein Sommerfest mit 250 Schützenbrüdern gefeiert. Am 13 u. 14.8.1950 wurde das erste Schützenfest nach dem Krieg gefeiert.
Seit diesem Jahr wurde dann regelmäßig ein Schützenfest durchgeführt – außer im Jahr 1961, wo auf Grund der 650-Jahrfeier der Stadt Dülmen, in Dülmen kein Schützenfest gefeiert wurde.
Seit 1968 schießen in unserem Schützenverein auch die Jungschützen einen König aus und seit 1975 wird der Jungschützen-Thron durch eine Jungschützenkönigin komplettiert.